Samstag, 14. Juni 2014

Nachtwanderung




 Nachtwanderung Teil I

Endlose Fragen und Probleme. Sie tummeln sich in meinem Kopf wie Kinder an Halloween, die so lange an meiner Tür klingeln, bis sie bekommen, was sie wollen. Doch ich kann ihnen nicht helfen, ich habe keine Süßigkeiten im Haus. Die einzige Lösung wäre, für eine Weile zu verschwinden, um später mit einer großen Auswahl dieser Zahnarztprovisionserhöher zurück zu kommen. Doch sie lassen mich nicht. Sie kratzen und treten gegen die Tür, betäuben mich mit ihrem Schrei nach Aufmerksamkeit. Ob ich ihnen gerne geben würde, was sie wollen? Gott verdammt, natürlich würde ich das.
   Aber ich kann nicht. Es sind zu viele. Und alle wollen sie etwas Verschiedenes. Lakritz! Schokolade! Gummibärchen, aber nur die gelben! Sie erdrücken mich, ich muss hier raus.

Ich versuche wirklich, nicht vor meinen Problemen davonzulaufen, doch manchmal geht es nicht anders. Es fällt mir schwer, auch nur auf einen klaren Gedanken zu kommen, in diesem Zustand werde ich auf meine Fragen und Probleme keine Antwort finden. Dazu muss ich zuerst meinen Kopf frei kriegen. In solchen Situationen hilft es mir immer, ein bisschen an der frischen Luft spazieren zu gehen. Dass gerade tiefste Nacht ist, trifft sich umso besser; ich möchte mit meinen Gedanken allein sein.
   Schlüssel geschnappt, Jacke und Schuhe an und ab mit mir. Je schneller desto besser - wenn ich noch länger in dem von mir erschaffenen Chaos sitze, verklumpt mein Verstand noch endgültig zu Brei.

Die frische Abendluft tut gut, richtig entspannen kann ich aber erst, sobald mein Haus außer Sichtweite ist; weit muss ich dafür zum Glück nicht gehen. Nachdem auch das geschafft ist, kann ich einen Teil meiner Anspannung abzulegen. Wie bei einer alten Balkenwaage senken sich sogleich meine Schultern, während mein Blick sich langsam erhebt. Jetzt, da das Gewicht neu und vor allem richtig verlagert ist, fühle ich mich schon deutlich besser. Nur noch ein kurzer Blick, ob ich zu dieser Zeit denn auch wirklich allein auf den Straßen unterwegs bin. 
   "Ahh, verdammt", stoße ich aus Versehen halblaut aus und halte mir die Hand an den Kopf. Vor meinen Augen hat sich die Welt in ein verpixeltes Computerspiel verwandelt und alles schwimmt umher. Verärgert schüttele ich meinen Kopf, um die Illusion abzuwerfen und murmele in mich hinein: "Ich muss mir wirklich angewöhnen, mehr Wasser zu trinken." Entweder bin ich zu faul oder ich denke schlicht nicht daran, jedenfalls endet es fast immer damit, dass ich, wenns hoch kommt, nur die Hälfte der empfohlenen Tagesmenge zu mir nehme. Und die Sommerhitze macht dieses Dehydrationsproblem auch nicht gerade besser.
   Zurück zum Straßenbild. Glück gehabt, man weiß ja nie, welch mysteriöse Gestalten sich um diese unmenschliche Zeit so herumtreiben, doch heute bin ich die einzige. Zumindest dachte ich das in diesem Moment. 
   Wohin soll ich gehen? Ein Winkel dieses Rentner-Städtchens ist langweiliger als der andere und für interessante Nachtspaziergänge eignet sich die Umgebung sowieso nicht. Es ist völlig gleich, welche Himmelsrichtung ich einschlage. Ich weiß nicht nicht, ob ich das beruhigend oder frustrierend finden soll. Wie sehr wünsche ich mir ein Leben, in dem ich keine Fehler machen kann. Ein Leben, in dem nichts was ich mache, irgendwelche Konsequenzen hat. Keine Enttäuschungen, keine traurigen Gesichter, kein "das hab ich mal wieder ordentlich verkackt"- Gefühl. Wenn man sich den Gedanken ein zweites Mal durch den Kopf gehen lässt, stellt man jedoch fest, dass solch ein Leben noch viel schlimmer wäre. Wir Deutschen haben uns dafür ein Sprichwort ausgedacht: No risk, no fun! Warum wir uns dazu entschieden haben, es in der englischen Sprache zu verfassen, weiß keiner so genau.Eine andere deutsche Variante ist Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und beide Sprichwörter haben recht: Wenn man weiß, das nichts schief gehen kann, kann man sich dann überhaupt noch auf irgendetwas freuen? Kann man dann noch stolz auf seine Erfolge sein? Ist so ein Leben lebenswert?
   Während ich den Gedanken zu Ende denke, bemerke ich aufeinmal, dass meine Beine sich schon längst entschieden haben, welchen Weg sie einschlagen wollen. Also gut, dann eben diese Richtung. Nicht gerade optimal, aber was solls - No risk, no fun. Schritt für Schritt nähere ich mich dem Einzigen, dem ich bei dieser Dunkelheit aus dem Weg gehen wollte. Plötzlich dringt ein dumpfes Geräusch aus der Ferne in meine Ohren. Ich bin nicht allein.

Fortsetzung folgt...


Eine Einleitung empfand ich an dieser Stellem als unpassend und habe darum einfach losgelegt. Wahrscheinlich ist euch bereits aufgefallen, dass dies der Story-Samstag ist. Wenn ihr nocheinmal ganz kurz nachlesen wollt, worum es dabei geht, dann könnt ihr das gerne hier tun.

Zu meiner Überraschung fiel es mir, um ehrlich zu sein, ziemlich schwer, jede Woche eine komplett neue Geschichte auszudenken. Also versuche ich es mal mit einem Mehrteiler. Zu einem gewissen Anteil wahren Erlebnissen nachempfunden und zu einem gewissen Anteil Sachen dazuerfunden, damit es spannender wird. Wie groß diese Anteile sind, könnt ihr selbst für euch entscheiden. Oder lest es ganz einfach als normale Geschichte, wie jede andere auch.

Die nächste Woche wird doppelt soviel gepostet wie normalerweise, um zumindest eine Woche nachzuholen. Und diesmal meine ich es Ernst. Einen festen Plan, kann ich euch daher nicht geben, vielleicht wird am Sonntag gepostet, vielleicht am Mittwoch und vielleicht am Dienstag zweimal. Wer weiß.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, schwitzt euch nicht zu Tode und habt noch viel Spaß.

Schöne Schlussworte: "Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter. " - John Ruskin

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